Dienstag, 23. September 2014

40 Sekunden

„Was machst du eigentlich mit den 40 Sekunden gewonnener Lebenszeit?“

Viele Antworten sprudeln mir durch den Kopf, je nachdem, ob man 40 Sekunden als einen langen Zeitraum ansieht oder eben gewöhnlich als sehr kurz betrachtet. Wenn ich mich für eine Lieblingsantwort entscheiden müsste, wäre es die: „etwas sinnvolles beginnen!“.

Z.B. dem befreundeten Mönch antworten, welcher mir die Frage stellte. Auslöser war mein erster Marathon, nach wochenlanger intensiver Vorbereitung, gelang es die angepeilte Ziel Zeit von 3:30 h um knapp 40 Sekunden zu unterschreiten, was mit dazu beitrug ein länger andauerndes Hochgefühl zu unterhalten.

40 Sekunden Lebenszeit! Ich verweile noch einen Moment bei diesem Marathon, welchen ich nach mehreren kleineren Wettkämpfen bis zu einigen Halbmarathons im Voraus, als das schönste Lauferlebnis meiner noch jungen Läuferlaufbahn bezeichne. Welche 40 Sekunden dieser knapp 3 ½ h haben mir am besten gefallen? Vielleicht die Phase, bis der Startblock in Bewegung kam und ich den ersten Schritt über die Startlinie tätigte? Vieles in den letzten Wochen zielte auf diesen Moment, begonnen mit Schinderei, Disziplin und Überwindung. Daneben Dinge sein zu lassen, die nicht mehr ganz so gut für so ein Vorhaben tauglich waren. Bis zu den Wahrnehmungen, wo es mal kurz im Hals kratzte, oder sich der ein und andere Knochen meldete und schon die Befürchtung empor stieg, der Trainingsplan könnte nicht so eingehalten werden wie eigentlich geplant. Das alles lag hinter mir, Dankbarkeit erfüllte mich, ich war fit und sehnte mich danach nun endlich zu starten, konzentriert auf die Dinge die man beachten muss um möglichst gut durchzukommen. Peng, gerade noch sehr eng umzingelt von knapp 10.000 Läufern kommt alles um mich herum in Schwung ich setze den ersten Schritt auf die genau vermessene Laufbahn und es geht los. Der Puls kommt in Bewegung und ich spüre wie mich das Adrenalin nach vorne treibt.

Wichtig war bei der Vorbereitung die Grundlagenausdauer. Jetzt lief ich in einem Pulsbereich, den ich als nicht zu hoch, aushaltbar bezeichne. Man hat das Gefühl man könnte ohne Ende Gas geben, hält sich aber zurück, da eben noch eine gewisse Strecke zu meistern ist. Der Effekt: viel mehr nimmt man die Umgebung war, die vielen Zuschauer welche unermüdlich anfeuerten, die zahlreichen Kinder mit den ausgestreckten Armen, bereit um abgeklatscht zu werden und viele weitere Momente, aneinander gereihte 40 Sekunden, Genuss pur.

Bei Kilometer 20 höre ich meinen Namen rufen und entdecke meine drei liebsten Fans, meine Frau und Tochter plus die Cousine meiner Frau bei der wir in Köln übernachten durften . Kurz halte ich an, teile ein Bussi aus, strahle bis zu beiden Ohren und vermittle den Eindruck: ihr müsst euch keine Sorgen machen! Sicher nicht ganz 40 Sekunden, aber ein Moment, der gerne so lange hätte andauern dürfen.

Ja und dann natürlich der Zielbereich. Die letzten vier Kilometer, sonst ein Klacks, vielen die Schritte schwer, vielleicht hätte ich doch nicht schon ab KM 30 weniger auf die Puls Uhr blicken sollen? hab ich an der letzten Verpflegungsstation zu viel Zeit vergeudet? Wo bleibt jetzt endlich der Dom? Kann es sein, dass ich gleich von den 3:45 h Zeitläufern überholt werde (Läufer mit Ballonen, an denen man sich orientieren kann, wenn man gewisse Zeiten schaffen will). Eine Zuschauerin feuert mich an, ich freue mich kurz, muss mich aber sofort wieder konzentrieren, ja nicht das „Laufen“ aufhören, schön weiter, es kann doch nicht mehr weit sein, dann die „Hohe Straße“ Kopfsteinpflaster will mir den letzten Schwung nehmen, aber da stehen wieder meine drei Damen und kreischen mir zu, am liebsten würd ich sie umarmen, schaffe es aber gerade nur mal so mit letzter Kraft den Arm zum Gruße zu heben. Die Zielgerade, wenige Meter fehlen noch, es beginnen die letzten 40 Sekunden dieses Laufes, ich sehe oben im Zielbogen die Zeit und mir wird bewusst, ich werde auf jeden Fall unter 3:30 h laufen, woher die Kraft zum Schlussspurt plötzlich kam, ich weiß es nicht, über der Ziellinie lege ich meine rechte Hand aufs Herz und mit der linken zeige ich in den Himmel, ihm meinen Herrn will ich in diesem überragenden Moment am meisten danken.

Er war es auch, welcher mich an einer Stelle des Marathons berührte, meine letzten 40 Sekunden Erzählung zu diesem Event. Bei größeren Laufveranstaltungen gibt es gewöhnlich eine Spendenmatte. Wenn man über sie läuft, registriert der Chip den Willen des Läufers, für das Projekt, welches der Veranstalter ausgewählt hat zu spenden. In Köln werden dieses Jahr zwei Projekte in Israel unterstütz weswegen ich gerne in den Korridor-Bereich einfädelte, der über diese Spendenmatte führte. Es ging zwar pro Läufer nur um 3,00 Euro, aber als ich über der Matte war, sagte ich in Gedanken: „für Dich Herr, für Dein Volk“ und direkt im Anschluss fügte ich ein: „für mein Heimatvolk“ an. Hierzu ist zu erwähnen, dass bei uns in der Familie in den letzten Jahren ein Stammbaum entdeckt wurde, welcher tatsächlich Wurzeln zum Volk Israel vermuten lässt. Auf jeden Fall wurde es mir nach der Überquerung und meinem kurzen gedanklichen Zuruf warm und ich war urplötzlich sehr erfüllt, mir wollten Tränen aus den Augen treten und es waren 40 Sekunden, die ich einfach nur als „Berührung von Gott“ bezeichnen darf, über die ich sehr, sehr dankbar bin, und die mich immer noch bewegt. Lob sei Dir o Herr!


So weit, ich möchte nicht ausschließen hier weitere Gedanken zu verschiedenen kurzen Momenten meines Lebens Stellung zu nehmen, eines muss ich jedoch noch herausheben: ich möchte nicht mal nur 40 Sekunden, ohne meinen Herrn Jesus Christus, Lebenszeit verbringen! Jede einzeln vergeudete Sekunde möchte ich rückgängig machen. Mit Ihm voran, in Jesu Namen!

[text: 23.09.2014 /
    bild: 14.09.2014]

1 Kommentar:

  1. Danke, für dein Mitteilen, deine Gedanken haben mich sehr berührt!

    Ja, was sind 40 Sekunden? Ein Hauch nur - und doch können wir in jeder Sekunde eine Entscheidung treffen - positiv oder negativ - alles hat Folgen.
    und die Folgen, positiv oder negativ, dauern in der Regel länger wie 40 Sekunden. Eine Entscheidung in 40 Sekunden getroffen, kann das ganze restliche Leben beeinflussen. Zu fragen, ehe ich mich entscheide: "Herr, was ist dein Wille?" dauert nur 4 Sekunden! Ich habe auf die Uhr gesehen!.
    Und wenn ich mich entschieden habe, dann auf eine Antwort zu warten, ehe ich handle, dann sorgt ER für die Folgen. Gott sei Dank!

    Das ist mir zu dem Thema eingefallen.

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