Donnerstag, 17. November 2016

ta ranto

dornig und steinig ist so mancher weg empor

welch moment, so kurz vor der pracht der blüte
innehalten, verweilen, bereiten

erblühen, strahlen, ausstrecken
mit offenen armen empfangen den segen

und zeuge sein und bekennen im moment der gnade
und davor und fürderhin im nun der herrlichkeit
seiner herrlichkeit

im verblassen und erwelken die würde weiter spiegeln
ehrfürchtig, demütig, gewiss

die erde braun und fest die letzte rast für hier

die wohnung beziehen das geschmückte haus
den goldenen gipfel erklimmen
nebst zum Herrn



[bild: pfingsten 2016 
  / text: 16.11.2016]



dornig und steinig

 

Wer kennt sie nicht, die Steine im Weg? Sie zu überschreiten, bzw. zu umgehen ist schmerzlos möglich. Bei den Dornen fällt dies nicht so leicht. Je nach unserem Schwung vor der Begegnung, spüren wir es deutlich, wenn die Spitze unsere Haut verletzt. Der Stiel einer Rose, so etwas wie unser Lebensweg, keineswegs gerade, sondern immer wieder mit Richtungsänderungen. Auffallend ist dieser große Dorn, durch Sonnenschein und dem dunklen Hintergrund markiert er einen schmerzlichen Moment in unserem Leben. Danach ein dunkler Wegabschnitt ohne einen Blatttrieb. Im Schatten ohne Licht weiterwachsen, aber getrübt und nur auf das Wesentlichste konzentriert. Wie viele triste Erfahrungen haben wir durchlebt? Welche schmerzlichen Momente erzeugten eine Ohnmacht, fröhlich, blühend weiter zu gehen? Eben im Gegenteil, nahezu Nullstand. Plötzlich umgeben von Finsternis, kein Weitblick mehr, sondern der Fokus auf dem was weh tat. Die Frage: „warum jetzt?“ oder „warum ich?“, sie lähmt, sie darf gestellt werden, sie bleibt aber leider so oft unbeantwortet und erzeugt einen Strudel der uns hinunterzieht in die Kreise allein um uns selbst. Wir beißen uns fest, und diese Ungewissheit mit dem alles in Beschlag nehmenden Drang nach Klarheit, erzeugt Dürre. Wir sind in dieser Phase abgeschottet durch uns selbst. Die Blüte daneben sehen wir nicht, wir blicken nicht auf. Kein schöner Moment dieses „klimmende Docht“ Dasein. Kein Feuer, durchnässt, betrübt, bedient fühlen wir uns. Und doch wachsen wir und irgendwann verliert sich wieder die Ichbezogenheit, aus Mangel an Erklärung oder weil es zu eintönig ist, bzw. langweilig wird, und vielleicht auch nur deswegen, weil es einfach keiner, inklusive mir selbst, mehr hören will, mein Jammern. Und im Nachhinein, so oft reicher um die Erfahrung, sich getragen und behütet zu wissen. Gott ist mit uns auf all unseren Wegen, auch die, durchs finstere Tal. Wie ein Vater nimmt er uns an die Hand und führt uns hindurch, auch wenn wir im Moment der Niedergeschlagenheit so wenig davon wahrnehmen.

 

empor

 

Mein Lieblingssynonym „himmelwärts“ oder weit weniger verwendet „himmelan“. Es gibt nur eine gewollte Richtung, alles Gegenteilige klingt wenig verlockend. Hinunter, hinab oder ganz beängstigend „höllenwärts“. Schade, dass es in manch Verpackung so gar nicht düster hervorgeht. Wie euphorisch sich die Massen zum Lied „Highway to Hell“ von ACDC verhalten, mit welcher Inbrunst der Refrain gesungen wird. Es ist gar nicht so leicht auf einer Veranstaltung hier die Lippen still zu halten, ich versuche es doch, denn ich will empor! Mein Ziel ist der Himmel und wenn ich durch Umwege die Richtung verliere, komme ich doch immer wieder an den Punkt der Umkehr. Manchmal ist es nicht leicht, es ist wie bei den Erinnerungen an die Kindheit und dem Drachensteigen. Da war nicht immer genau der richtige Wind zur Stelle um den Drachen mit einem kurzen Zug steigen zu lassen, ihn mühelos in der Luft zu halten, und die tollkühnsten Loopings zu drehen. Da musste oft gerannt werden, manchmal sogar mit der frustrierenden Einsicht, es hat heute keinen Zweck. Da verhedderte sich die Leine oder riss sogar, kurzen Windböen folgten lange Pausen und es gab auch den Sturzflug nach dem alles Aus war, da das Gestänge brach. Aber so natürlich wie die Rose nach oben wächst, zog es uns doch immer wieder hinaus und ich habe heute noch so ein Windgerät im Keller. Empor will ich einst, wenn meine Erdanziehung keine Rolle mehr spielt.

 

kurz vor der Pracht der Blüte

 

Ich mag Knospen. Oft kleiden sich diese Vorboten der Pracht schon in einem schönen Gewand, die Neugierde wächst, das Erwarten fordert nahezu aufgebrauchte Geduld. Und ich mag diese Gewissheit, dass die Blüte kommt. Eben noch der Tropfen des Morgentaus, jetzt das Ausstrecken zum Licht und zur Wärme der Sonne. Diesen Moment festhalten. Diese Gewissheit im Glauben leben. Bewusst wahrnehmen seinen Schutz sein Begleiten, hin zu den Momenten für ihn zu blühen. Gewissheit zulassen auf dem richtigen Weg zu sein. Verweilen im Gebet um seinen Segen. Die Hände öffnen, das Herz ausrichten, Hingabe zum Dienst unseres liebenden Vaters.

 

erblühen

 

Unvorstellbar ist es, dass die Blätter geschlossen bleiben. Das natürliche Aufgehen öffnet den Blick auf die wunderbare Blüte. Und wie ist dies bei uns Menschen? Eben genauso ist es geplant! Dort wo wir uns ihm unseren Herren zuwenden, uns öffnen und auftun, fließt sein Gnadenstrom. Nur sind wir leider weit entfernt von dieser Gott gewollten Abfolge. Die Schönheit in uns kommt nicht zur Geltung. Die Blätter behalten den Schutz Charakter über den Zeitpunkt hinaus, an dem er nicht mehr notwendig ist. Meine Mutter sagte weiße einst einmal zu mir, es liegt nicht an deiner Offenheit gegenüber den anderen Jugendmitarbeitern, welche ich mehr und mehr verweigerte, sondern an meiner Offenheit gegenüber Gott. Und weiter, Gott wartet nur darauf, dass ich darum bitte diesen eignen Verschluss zu durchbrechen. Er wartet nur auf mein Gebet: „Vater bitte öffne mich wieder dir gegenüber!“ Es ist sein sehnlicher Wunsch, nach dieser offenen Beziehung, und die Bitte darum, wird umgehend erfüllt. Weshalb mein Trotzkopf damals noch drei Tage herum gezickt hat, ist mir bis heute nicht ganz klar. Öffnen ist doch eigentlich leicht. Wir öffnen jeden Tag den Mund, die Hände, die Türen, die Schuhe und so vieles mehr, warum nicht diese Gewohnheit bei unserem Herzen hin zum liebenden Vater? Das traurige an diesem verstockten und unbußfertigen Organ ist, die Undurchdringlichkeit. Durch sie keine Sicht auf Jesu Glanz in uns. Ich möchte mir nicht mehr selbst im Wege stehen. Gottes ungehinderten Zugang zu meinem Herzen, wünsch ich mir. Der immer wiederkehrenden, schleichenden Abriegelung, begegne ich mit meinem Gebet. Ich strecke mich aus nach seinem Durchdringen und dem daraus erwachsenden Glanz in mir.

 

segen

 

Wo dies geschieht, wo ich dem Herrn die Türe öffne und ihn einlade einzukehren, wo ich mich ihm ganz anbefehle, da fließt sein Segen. Und da werden wir zum Segen.

 

gnade

 

Alle Momente der Pracht will ich dem Herrn widmen. Als Werkzeug sich hingeben und da wo ich eingesetzt werde seine Herrlichkeit wirken zu lassen, allein Gottes Gnade bezeugen. Er ist es, der schön macht, ihm strecke ich mich entgegen, mit weit offenen Armen, er wärmt mein Angesicht, er umhüllt mich mit seinem Licht, er lässt mich wachsen und er schenkt die Gnade zum Dienst. Ja, die Gnade dienen zu dürfen. Kein Verdienst für irgendwas. Nutzbar trotz Untauglichkeit, durch die barmherzige Güte unseres Herrn, welch Gnade, welch ein Segen.

 

im nun der Herrlichkeit

 

Die Herrlichkeit gebührt ihm allein, dem Schöpfer. So wie die Blütenpracht sein Werk ist, so auch wir. Durch Gott wohlgefälliges Leben gelingt es uns teilzuhaben an seiner Herrlichkeit. Wir strahlen, wir leben im Glanz und dies wird registriert. Es tut natürlich gut, wenn unserem nach Anerkennung lechzenden Wesen, Zuspruch geschieht. Triebfeder darf dies jedoch nicht sein! Im Nun der Herrlichkeit, seiner Herrlichkeit, wenn die Umgebung staunt und wir im Licht stehen, dann wollen wir einfach den Finger Richtung Himmel heben, oder die Hand aufs Herz legen und allen Lob und Dank weiterleiten, unserem erbarmenden Wirker. Ihm allein gebührt die Ehre.


erwelken

 

Ich muss an Vorbilder im Glauben denken, wie ihr Lebenswandel im hohen Alter noch den Schmuck der Fassade bestimmt. Sehen sie ihnen bei der nächsten Begegnung mal bewusst in die Augen. Welch eine Gewissheit spricht durch sie, welch ein Reichtum an Erfahrung funkelt fröhlich, von Falten umgeben, lebenssatt. Satt, nicht dieses müde satt, sondern dieses bewusste satt ein reich beschenktes Leben führen zu dürfen. Würdevoll, dieser gebietende, innenwohnende Wert eines Christen, gereift unter anderem durch Ehrfurcht, Demut und eben dieser Gewissheit.

 

erde

 

Wie sich das Blütenblatt löst und sanft auf der Erde landet, ganz natürlich, so werden auch wir einst umgeben sein von ihr. Unser irdischer Weg am Ende. Schön wenn wir ihn antreten mit einem Lächeln aus der unumstößlichen Überzeugung gereift, den schmalen Grat gefunden zu haben, ihm zu folgen und genau zu wissen, wohin er führt.

 

gipfel

 

Dieses Gefühl am Gipfelkreuz anzukommen, den Blick in die Weite zu werfen, ausruhen nach dem Aufstieg und für einen Moment innehalten, Genuss pur. Nicht im Geringsten reicht dies jedoch an die Erfahrung der Gläubigen, wenn sie einst sehen werden was sie erwartet haben. Unsere Vorstellungskraft ist begrenzt. Einst nebst zum Herrn eingelassen zu werden, die Himmelswohnung beziehen, unseren Namen im Buch zu lesen, es wird all unser Erfassen verändern. Die Gewissheit darüber, bei Gott anzukommen, der herzlich mit offenen Armen uns empfängt und umschließt, die Vorfreude auf das, was wir uns nur bruchstückhaft ausmahlen können ist das was mein Wesen bestimmt. Es geht schlicht und einfach nur um die Ewigkeit. Die Ewigkeit will ich erleben. Eingelassen durch Jesus Christus, welchen ich mein kurzes Dasein hier auf Erden vertrauensvoll anbefehle, unterstützt durch den heiligen Geist. Mein Herz, mein Verstand in seiner Hand.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachwort:

 

 

 

 

Pfingsten 2016 fotografierte ich dieses Bild im Garten der Villa Taranto in Verbania (Italien, Piemont) am Lago Maggiore. Am 16.11.2016, nach Lesen einer Mail mit der Bitte um einen Beitrag anlässlich eines Eröffnungsabends im Kloster, viel mein Blick auf das Bild und Zeile für Zeile entstand, mögen sie zum Segen dienen. 

1 Kommentar:

  1. Ja, dornig und steinig...
    aber dann kommt der goldene Gipfel...

    Danke - man kann die Worte fühlen...sie leben...

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